3. November 2017

Die Zukunft der Wirtschaftsprüfung – drohen unterschiedliche Geschwindigkeiten?

by Reto Eberle

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Die Digitalisierung erfasst die gesamte Wirtschaftswelt. Der Weg zu Audit 4.0, welches Massendatenanalysen (Data Analytics) mit künstlicher Intelligenz verknüpft, wird steinig sein und die Revisionsunternehmen vor vielfältige Herausforderungen stellen. In Abhängigkeit der Reaktionen droht ein Ende des Dogmas «an audit is an audit is an audit».

Die Entwicklungen in den Bereichen IT/ERP bei den geprüften Unternehmen, Data Analytics bei den Revisionsunternehmen, Aus- und Weiterbildung von Wirtschaftsprüfern, Regulierung seitens des Staats und der Aufsichtsbehörden werden asynchron verlaufen.  Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der geprüften Unternehmen nachzukommen, werden die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ihr Angebot differenzieren müssen: In Abhängigkeit zum Reife- und Ausbaugrad der IT-Systeme bei den geprüften Unternehmen wird die Revision weiterhin IT-gestützt, mit dem Einsatz von Data Analytics Tools oder in nicht allzu ferner Zukunft – zumindest was Routinetransaktionen betrifft – automatisiert ablaufen. Weil dazu grosse Investitionen nötig sind, wird die Differenzierung nicht nur innerhalb eines Revisionsunternehmens, sondern vor allem auch zwischen den grossen und kleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften stattfinden. Im Resultat bedeutet Audit 4.0 daher, dass es zu einer Wirtschaftsprüfung verschiedener Geschwindigkeiten kommt. Diese Entwicklung ist angesichts der marktwirtschaftlichen Organisation des Wirtschaftsprüfungsmarkts von den Revisionsunternehmen gewollt. Sie stellt aber insbesondere den internationalen Audit Standard-Setter IAASB ebenso wie die nationalen Gesetzgeber, vor allem aber auch Berufsverbände vor grosse Herausforderungen. Es wird von allen Akteuren grosse Anstrengungen erfordern, diese Entwicklungen zu synchronisieren – zum Nutzen der Wirtschaftsprüfungsbranche, die an Relevanz gewinnen kann, ebenso wie der geprüften Unternehmen, welche sich in Zukunft aussagekräftigere Informationen über den Zustand der eigenen Prozesse und Systeme sowie zuverlässigere Schlussfolgerungen erhoffen können, die in die Entscheidungsfindung von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat einfliesst.