Im Rahmen einer Masterarbeit wurde an der Universität Zürich der Frage nachgegangen, aus welchen Gründen KMU die Revisionsstelle wechseln. Es zeigt sich einerseits, dass die Ursache für einen Wechsel der Revisionsstelle oft exogen sind (d.h. bei der Revisionsstelle selbst liegen, wie z.B. Geschäftsaufgabe), anderseits dass KMU ein grosses Interesse an einer langjährigen Amtsdauer der Revisionsstelle haben. Diese beide Faktoren führen dazu, dass auch im KMU-Sektor dynamische Marktverhältnisse zu beobachten sind. Wenig überraschend ist zudem die Erkenntnis, dass KMU einen über die reine Revision hinausgehenden Mehrwert erwarten.
Die Erkenntnisse über die Beweggründe für einen Revisionsstellenwechsel von KMUs offenbaren eine ausserordentlich starke Gewichtung exogener Faktoren. Der Grossteil der Unternehmen wechselte die Revisionsstelle aufgrund der Geschäftsaufgabe oder der fehlenden Zulassung des Revisors. Aus dem hohen Anteil unintendierter Revisionsstellenwechsel leitet sich implizit ein hohes Interesse an einer langen Mandatsdauer ab. Zudem wurde ein direkter Zusammenhang zwischen dem Wechselverhalten der KMUs und der Bedeutung exogener Faktoren festgestellt. Bei wechselaversen Unternehmen erfolgt der Revisionsstellenwechsel vermehrt als Reaktion auf einen exogenen Schock. Gleichzeitig werden interpersonelle Charakteristiken stärker gewichtet. Bei wechselaffinen Unternehmen hingegen ist der Revisionsstellenwechsel überwiegend finanziell motiviert, interpersonelle Charakteristiken sind weniger bedeutend.
Aus der Perspektive der KMUs ist die fachliche Kompetenz des Revisors die bedeutendste Charakteristik, direkt gefolgt von Qualität und Integrität der Revision. Die Erkenntnisse sprechen allgemein für ein hohes Qualitätsbewusstsein der KMUs, das überwiegend intrinsisch motiviert ist. Neben der qualitativ hochwertigen Revision generiert auch der Revisor als geschätzte Ansprechperson bei fachlichen Fragen grossen Mehrwert für KMU-Mandanten.
Im Allgemeinen unterstreichen die Erkenntnisse dieser Arbeit die Berechtigung einer langen Mandatsdauer im KMU-Kontext. Sowohl der Revisionsmandant als auch der Revisionsdienstleister profitiert davon. Das Wechselverhalten und die Beweggründe hinter einem Revisionsstellenwechsel sind stark von unternehmensspezifischen Umständen geprägt. Sowohl die Wahl als auch der Wechsel des Revisors ist das Ergebnis einer idiosynkratischen Kosten-Nutzen-Abwägung. Die Frage nach dem Grund für den Revisionsstellenwechsel kann demnach nicht pauschal beantwortet werden. Die Koexistenz zahlreicher Revisoren im Revisionsmarkt unterstreicht die Bedeutung der individuellen Bedürfnisse für Wahl und Wechsel der Revisionsstelle. Der Grossteil der Schweizer KMUs nimmt die Dienstleistung nicht als standardisiertes Einheitsgut wahr und sieht in der multidimensionalen Kompatibilität zwischen Revisor und Mandant das Fundament einer langfristig erfolgreichen Beziehung, die auf beiden Seiten substanziellen Mehrwert schaffen kann.
Quelle: Willi, Bettina (2019): «Warum wechseln Unternehmen die Revisionsstelle? – Eine empirische Untersuchung bei KMUs in der Schweiz», unveröffentlichte Masterarbeit.