Report 2022

Der Revisionsmarkt der kotierten Unternehmen in der Schweiz wird durch den Swiss Audit Monitor seit 2013 umfassend und systematisch untersucht. In einem jährlich erscheinenden Report werden die Revisionshonorare, die zusätzlichen Honorare, die Mandatsdauer der Revisionsgesellschaften und die verwendeten Rechnungslegungsstandards von Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) und Swiss Performance Index (SPI) erhoben und ausgewertet.

Dieser Ausgabe des Swiss Audit Monitor liegt das Geschäftsjahr 2021 zugrunde. Gegenüber der letztjährigen Ausgabe gibt es folgende nennenswerte Veränderungen und Erkenntnisse:

  • Das Gesamtvolumen der Revisions- und Zusatzhonorare, welches weltweit von den 215 untersuchten in der Schweiz kotierten Unternehmen entrichtet wurde, beläuft sich 2021 auf CHF 627.9 Mio. Dies entspricht dem tiefsten Wert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2013, obwohl die Anzahl der untersuchten Gesellschaften mit insgesamt 215 den höchsten Stand seit 2013 aufweist. Die Bedeutung der im SMI enthaltenen, 20 grössten Unternehmen ist unverändert gross und zeigt sich darin, dass bei diesen rund zwei Drittel der Honorare anfallen. Der Rest verteilt sich auf die weiteren 195 untersuchten, kotierten Unternehmen.
  • Die Revisionshonorare belaufen sich auf insgesamt CHF 524.9 Mio., die Zusatzhonorare auf CHF 103.1 Mio., was zwar 2.2% höher als im Vorjahr ist, jedoch – nach dem Negativrekord im Vorjahr – das zweittiefste Volumen seit Beginn der Studie im Jahr 2013 darstellt. Das Volumen der Revisionshonorare ist sogar noch tiefer als im Vorjahr und bildet somit den Tiefstwert seit Start der Studie.
  • Das durchschnittliche Revisionshonorar je kotierte SMI-Gesellschaft sinkt im Vergleich zu den Vorjahren um CHF 0.7 Mio. leicht. Auch hier zeigt sich die Bedeutung der Unternehmen des SMI, bei denen das Durchschnittshonorar CHF 17.7 Mio. beträgt, während es sich bei allen kotierten Unternehmen im Schnitt auf CHF 2.4 Mio. beläuft.
  • Insgesamt gibt es sechs Neukotierungen, zwei Dekotierungen1 und sechzehn Revisionsstellenwechsel. Bei den neu kotierten Unternehmen werden vier von sechs durch eines der Big 3-Unternehmen EY, KPMG oder PwC geprüft. Bei den Revisionsstellenwechseln zeigt sich ein ähnliches Bild; von den gesamthaft sechzehn Gesellschaften, welche ihre Revisionsstelle wechselten, entschieden sich zehn für ein Big 3-Unternehmen.
  • Im Jahr 2021 wechselte kein SPI-Unternehmen den Rechnungslegungsstandard. Es wenden 78 Unternehmen Swiss GAAP FER (2013: 53) und 109 Unternehmen IFRS (2013: 128) an. Die restlichen Gesellschaften rapportieren gemäss US GAAP (2021: 10 / 2013: 11) und Bankengesetz (2021: 18 / 2013: 18). Der in den vorangegangenen Jahren festgestellte Trend, dass Unternehmen auf den gegenüber dem IFRS weniger komplexen Standard Swiss GAAP FER wechseln, lässt sich in diesem Jahr nicht beobachten.
  • Die durchschnittliche Mandatsdauer der SPI-Gesellschaften beträgt 15.1 Jahre, die der SMI-Gesellschaften 13.2 Jahre. Bei 40% der SMI-Unternehmen ist seit über 20 Jahren dieselbe Revisionsgesellschaft tätig. Die längste Amtsdauer beträgt 115 Jahre.

Nachfolgend wird im Detail auf die Honorare, die Marktstruktur, alle Prüferwechsel und die Mandatsdauer sowie auf die Rechnungslegungsstandards bei kotierten Unternehmen in der Schweiz eingegangen.

 

01

Aufgaben und Nutzen der Revisionsstelle

Im vielschichtigen und arbeitsteiligen Wirtschaftsgefüge besteht ein grosses Bedürfnis nach einem unabhängigen Urteil zur Finanz-, Vermögens- und Ertragslage eines Unternehmens. Die verschiedenen Akteure müssen darauf vertrauen können, dass sich ihr Gegenüber an die Spielregeln hält. Im Zusammenhang mit der Finanzberichterstattung bestehen solche Spielregeln in Form von Buchführungs- und Rechnungslegungsvorschriften. So stipuliert das Schweizer Obligationenrecht eine weitgehende Pflicht zur Buchführung (Art. 957 OR), welche die Grundlage der Rechnungslegung bildet. Die Pflicht zur Rechnungslegung wiederum unterscheidet sich nach der Grösse des Unternehmens; grundsätzlich soll die Rechnungslegung die wirtschaftliche Lage so darstellen, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil bilden können (Art. 958 OR). Grosse und börsenkotierte Unternehmen müssen einen der anerkannten Standards zur Rechnungslegung (wie Swiss GAAP FER, IFRS oder US GAAP) anwenden (Art. 962 OR), deren Ziel die Vermittlung eines den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes der wirtschaftlichen Lage ist.

 

Spiegelbildlich dazu hat der Gesetzgeber in der Schweiz die Revisionspflicht ausgestaltet (Art. 727 ff. OR): Während kleinere Gesellschaften Gegenstand einer eingeschränkten Revision sind oder sich sogar von der Revisionspflicht befreien können (Art. 727a OR), unterliegen grössere ebenso wie kotierte Unternehmen einer ordentlichen Revision (Art. 727 OR). Mit diesem Konzept trägt der Gesetzgeber unterschiedlichen Schutzbedürfnissen verschiedener Akteure Rechnung. Während bei Publikumsgesellschaften die Investoren geschützt werden sollen, geht es bei grösseren, sog. wirtschaftlich bedeutenden, Unternehmen um den Schutz der Öffentlichkeit. Bei kleineren Unternehmen sollen besonders Drittgläubige und Minderheitsaktionäre geschützt werden.

 

Unabhängig von den angewendeten Spielregeln (Rechnungslegungsstandards) und der Art der Revision (eingeschränkt, ordentlich) sind die Akteure an einem unabhängigen Urteil über die Finanzberichterstattung interessiert. Im Gefüge der Corporate Governance kommt der externen Revisionsstelle diese Aufgabe zu. Sie hat – im Auftrag der Aktionäre – zu prüfen, ob die Finanzberichterstattung in Übereinstimmung mit dem gewählten Rechnungslegungsstandard erstellt wurde. Darüber erstattet die Revisionsstelle den Aktionären an der Generalversammlung auch einen (zusammenfassenden) Bericht (Art. 728b Abs. 2 OR). Zuhanden des Verwaltungsrates erstellt sie zudem einen umfassenden Bericht mit Feststellungen, nicht nur zur Rechnungslegung, sondern auch zum internen Kontrollsystem sowie der Durchführung und dem Ergebnis der Revision (Art. 728b Abs. 1 OR).

 

Weil Aktionäre nicht über denselben Kenntnisstand wie das Management verfügen, besteht ein zentraler Nutzen der Revision in der Verringerung entsprechender Informationsasymmetrien (Prinzipal-Agent-Theorie): ein so definierter Nutzen nimmt mit steigender ökonomischer und regulatorischer Komplexität zu. Ein weiterer Nutzen der Revision liegt anerkanntermassen in ihrer präventiven Wirkung. Allein die Tatsache, dass eine Revision durchgeführt wird, hilft, fehlerhaftes Verhalten zu vermeiden und fördert eine sorgfältige Informationserstellung (Erwartungsnutzen-Theorie). Die Validierung von Unternehmensinformationen trägt massgeblich dazu bei, die Transaktionskosten zwischen den verschiedenen Wirtschaftsakteuren zu senken (Transaktionskosten-Theorie). Durch eine gesetzlich vorgeschriebene Revision werden im Sinne der Wirtschaft als Ganzes auch die mit einer privaten Validierung solcher Informationen verbundenen Probleme gelöst (Kollektivgut-Theorie).

02

Honorare

Im Jahr 2021 betrugen die von den SPI-Unternehmen insgesamt entrichteten Revisionshonorare CHF 524.9 Mio. Das Gesamtvolumen sank gegenüber dem Vorjahr um CHF 11.6 Mio. Die Reduktion ist dabei hauptsächlich auf Revisionsstellenwechsel zurückzuführen (Abb. 1), jedoch beeinflussten auch Wechselkursveränderungen (aus der zur Vergleichbarkeit notwendigen Umrechnung in CHF) das erhobene Gesamtvolumen rechnerisch.

Werden nur die 172 Unternehmen betrachtet, welche zwischen 2013 und 2021 konstant im SPI kotiert waren, veränderte sich das Volumen der Revisionshonorare in diesem Zeitraum von CHF 498.3 Mio. auf CHF 496.9 Mio. nur leicht.

 

Abbildung 1 HONORARENTWICKLUNG SPI

in CHF Mio.

 

Die Veränderungen gegenüber 2021 sind durch vier Faktoren zu erklären, wie den folgenden Tabellen zu entnehmen ist (in TCHF):

 

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Im Berichtsjahr 2021 gab es insgesamt sechs Neukotierungen. Diesen standen zwei Dekotierungen gegenüber. Der gewichtigste Neuzugang war die Kotierung von Montana Aerospace AG mit einem Revisionshonorar von rund CHF 1.4 Mio. Die Dekotierung von Cassiopea SpA hatte eine Reduktion des Revisionshonorars von CHF 0.03 Mio. zur Folge; der Ausfall von Blackstone Resources, welcher als Dekotierung gewertet wird, führte zu einer Reduktion des Revisionshonorars von CHF 0.06 Mio. In Summe entstand aus den Mutationen des Index eine Reduktion des Volumens der Revisionshonorare von rund CHF 3.0 Mio. Die echten Veränderungen bei den Revisionshonoraren (also jene bei gleicher Revisionsstelle) machten netto CHF 8.2 Mio. aus, wobei dieser Wert durch die Credit Suisse verzerrt wird; hier stieg das Revisionshonorar um CHF 11.1 Mio. gegenüber dem Vorjahr. Ohne die Credit Suisse wären auch die echten Veränderungen negativ ausgefallen. Revisionsstellenwechsel machten einen Rückgang von rund CHF 18.4 Mio. aus. Die Gründe werden weiter unten im Detail analysiert. Die (rein rechnerisch bedingten) Wechselkursveränderungen schliesslich hatten einen negativen Einfluss von rund CHF 4.5 Mio.

 

Im Jahr 2021 entrichteten die 20 grössten im SMI kotierten Unternehmen insgesamt CHF 353.2 Mio. für Revisionshonorare, was rund 67% der Gesamtsumme der Revisionshonorare im SPI entspricht (in TCHF):

 

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Im Vergleich zum Vorjahr sank die Summe der Revisionshonorare im SMI um CHF 14.0 Mio., obwohl die Credit Suisse einen Anstieg von CHF 11.1 Mio. verzeichnete).

 

Abbildung 2 TOP 20 REVISIONSHONORARE 2021 SPI

in CHF Mio.
Revisionsgesellschaft:

 

Veränderungen im Index bestehen aus dem Zugang von Logitech im Umfang von CHF 3.0 Mio. respektive dem Abgang der Swatch Group im Umfang von CHF 4.3 Mio. Den grösseren Einfluss haben aber die Revisionsstellenwechsel von netto CHF -15.7 Mio.: Es wechselten drei Unternehmen die Revisionsstelle, namentlich SGS, Swiss RE und die Zurich Insurance. Bei allen sank das Honorar gegenüber dem Vorjahr, wobei der Rückgang bei der Swiss RE mit CHF 9.4 Mio. am stärksten ausfiel. Interessant war die Entwicklung bei den echten Honorarveränderungen (d.h. ohne Revisionsstellenwechsel). In Summe kam es hier zu einer Steigerung von CHF 7.5 Mio. Dieser Wert ist jedoch verzerrt durch die Credit Suisse, welche einen Anstieg von CHF 11.1 Mio. aufwies. Ohne Credit Suisse wären auch die echten Honorarveränderungen negativ.

 

Das im Jahr 2021 von SMI-Unternehmen durchschnittlich entrichtete Revisionshonorar von CHF 17.7 Mio. ist leicht tiefer, ebenso der Median von CHF 10.0 Mio. (Durchschnittshonorar im Vorjahr: CHF 18.4 Mio.; Median im Vorjahr: CHF 10.9 Mio.). Die durchschnittlich von SPI-Unternehmen bezahlten Revisionshonorare von CHF 2.4 Mio. (Median: CHF 0.5 Mio.) haben sich, im Vergleich zum letzten Jahr, nur leicht reduziert (Durchschnittshonorar im Vorjahr: CHF 2.5 Mio.; Median im Vorjahr: CHF 0.5 Mio.). Die Revisionshonorare sind also insgesamt stabil geblieben. Das durchschnittlich entrichtete Honorar im SMI von CHF 17.7 Mio. (Median: CHF 10.0 Mio.) lag erwartungsgemäss deutlich über dem im SPI bezahlten Durchschnittshonorar von CHF 2.4 Mio. (Median: CHF 0.5 Mio.). Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch die Grösse und Komplexität der Unternehmen im SMI zu erklären.

 

Abbildung 3 VERTEILUNG REVISIONSHONORARE 2021 SPI SPI ex SMI, n=195

Wie bisher wird das durchschnittliche Revisionshonorar sowohl beim SMI wie auch beim SPI ex SMI durch einige Unternehmen mit sehr hohen Revisionshonoraren nach oben verzerrt.

 

Der Abschwung der Zusatzhonorare zwischen 2019 und 2020 wurde im Jahr 2021 gebremst, konnte sich jedoch bei Weitem nicht an das Niveau von 2019 annähern. Lagen die Zusatzhonorare im Jahr 2019 noch bei CHF 133.6 Mio., sanken sie im Jahr 2020 auf CHF 100.8 Mio. und fanden sich im Jahr 2021 auf dem Niveau von CHF 103.1 Mio. ein. Dies stellt das zweittiefste Ergebnis seit Beginn dieser Studie im Jahr 2013 dar – nur knapp vor dem Jahr 2020.

 

Die fünf grössten Zusatzhonorare sind bei Zurich Insurance, ABB, UBS, Nestlé und Roche festzustellen, welche gemeinsam ein Volumen von CHF 49.5 Mio. aufweisen. Bei diesen fünf Gesellschaften fallen somit fast die Hälfte aller Zusatzhonorare an. Dabei werden die zusätzlichen Honorare massgeblich von besonderen Ereignissen beeinflusst. Die grössten Veränderungen an Zusatzhonoraren verzeichneten ABB (CHF +9.1 Mio.), Lonza (CHF -6.1 Mio.) sowie Nestlé (CHF -5.2 Mio.).

 

EXKURS: Im Anhang zur Jahresrechnung offengelegte Honorare der Revisionsstelle

Unternehmen, die von Gesetzes wegen zu einer ordentlichen Revision verpflichtet sind, müssen zusätzliche Angaben im Anhang der Jahresrechnung machen (vgl. Art. 961 OR). Dazu gehört der Ausweis des Honorars der Revisionsstelle, je gesondert für Revisionsdienstleistungen und andere Dienstleistungen (Art. 961a Ziff. 2 OR und Richtlinie zur Information zur Corporate Governance der SIX Exchange Regulation).

  • Das Honorar für Revisionsdienstleistungen (sog. Revisionshonorar) umfasst alle Tätigkeiten, die auf der Erfüllung einer gesetzlichen Pflicht der gewählten Revisionsstelle beruhen. Dazu gehören die Prüfung der Konzernrechnung, der Obergesellschaft (Holding) sowie der gesetzlichen Einzelabschlüsse der Tochtergesellschaften ebenso wie Honorare für die zur Prüfung beigezogenen Spezialisten.
  • Das Honorar für die anderen Dienstleistungen (sog. Zusatzhonorare bzw. zusätzliche Honorare) umfasst weitere Tätigkeiten, welche von der gewählten Revisionsstelle neben der eigentlichen Prüfungstätigkeit erbracht werden (z. B. Steuerberatung, Rechtsberatung).

Für den Ausweis des Honorars der Revisionsstelle gilt, dass nur derjenige Betrag im Anhang offenzulegen ist, der an die gewählte Revisionsstelle entrichtet wurde. Dies bedeutet, dass das ausgewiesene Revisionshonorar nur dann mit dem Total der Honorare für die Prüfung der Konzernrechnung übereinstimmt, falls alle Tochtergesellschaften vom selben Revisionsunternehmen revidiert werden.

Zu beachten ist weiter, dass sich die Honorarangaben nicht nur auf die Revisionstätigkeit in der Schweiz beziehen, sondern bei einem global tätigen Unternehmen auf die weltweit an das Revisionsunternehmen entrichteten Honorare. Daher sind die ermittelten Honorarvolumen nicht deckungsgleich mit dem Volumen des Schweizer Revisionsmarktes.

 

Von den 215 untersuchten börsenkotierten Unternehmen haben im Jahr 2021 lediglich 34 (15.8%) keine zusätzlichen Leistungen von ihrer Revisionsstelle bezogen (Vorjahr: 34 bzw. 16.1%). Im SMI haben, wie bereits im Jahr 2020, alle Unternehmen zusätzliche Honorare an ihre Revisionsstelle entrichtet, woraus – in Übereinstimmung mit bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen – geschlossen werden kann, dass grössere Unternehmen aufgrund ihrer komplexeren Geschäftstätigkeit generell mehr zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Setzt man die insgesamt bezahlten zusätzlichen Honorare ins Verhältnis zu den insgesamt bezahlten Revisionshonoraren, machen diese 19.6% (Vorjahr: 18.8%) aus. Der Mittelwert des Verhältnisses der zusätzlichen Honorare zu den durchschnittlichen Revisionshonoraren der letzten drei Jahre und über alle börsenkotierten Unternehmen hinweg betrachtet, beträgt 20.6% (Median: 13.5%). Dies liegt deutlich unterhalb des europäischen Schwellenwertes, welcher die Nichtprüfungsleistungen auf 70% des Durchschnitts, der in den letzten drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren erbrachten Revisionshonorare begrenzt. Von den untersuchten Unternehmen überschreiten immerhin 12 (5.6%) die 70%-Schwelle für zusätzliche Honorare (Vorjahr: 12 bzw. 5.9%), während der überwiegende Teil der in der Schweiz börsenkotierten Unternehmen die Regelungen der Europäischen Union einhalten würde.

 

Die Branche, in der das geprüfte Unternehmen tätig ist, kann die Berichterstattung und den Umfang der Prüfungsleistungen massgeblich beeinflussen. Dieser Effekt wird durch den Einbezug der Branchenzugehörigkeit erfasst. Die Analyse der durchschnittlichen Revisionshonorare je Branche ergibt, dass Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche mit durchschnittlich CHF 4.9 Mio. die höchsten Honorare für die Abschlussprüfung entrichten. Danach folgen die Unternehmen aus der Verbrauchsgüterbranche und dem Gesundheitswesen, mit CHF 2.9 Mio. respektive CHF 2.2 Mio. durchschnittlich bezahltem Revisionshonorar. Anzumerken ist, dass die zwei Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie Zurich Insurance aufgrund ihrer grossen Volumina das Durchschnittshonorar der Finanzdienstleistungsbranche stark beeinflussen. Bei der Verbrauchsgüterbranche ist es hauptsächlich Nestlé und im Gesundheitswesen sind es die beiden Pharmakonzerne Novartis und Roche. Wegen dieser starken Verzerrung bei der Berechnung der Durchschnittshonorare nach Branchen wurde auch der Median herangezogen, der weniger empfindlich gegenüber Ausreissern ist. Auch in der Medianbetrachtung sind die Finanzdienstleistungs- und Verbrauchsgüterbranche vorne, wobei die Technologie- und Telekommunikationsbranche höhere Werte aufweisen. Haupttreiber sind hierbei die Grösse und Komplexität der genannten Branchen. In der Immobilienbranche sind dagegen die durchschnittlichen Revisionshonorare mit CHF 0.3 Mio. geringer.

03

Marktstruktur

Seit dem Untergang von Arthur Anderson im Jahr 2002 dominieren weltweit die grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC (sog. Big 4) den Markt. In der Schweiz ist eine ähnliche Struktur zu beobachten, wobei hier bezogen auf den Revisionsmarkt zuweilen gar von den Big 3 (EY, KPMG, PwC) gesprochen wird. Im Hinblick auf die Anzahl Mandate gab es gegenüber dem Vorjahr kaum Änderungen. So haben 2021 von den 215 untersuchten Unternehmen 31 ein Revisionsunternehmen beauftragt, das nicht zu den Big 3 gehört (Vorjahr: 29 von 211 untersuchten Unternehmen) und nur 21 ein Revisionsunternehmen, das nicht zu den Big 4 gehört (Vorjahr: 18 von 211 untersuchten Unternehmen). Bei Betrachtung der Revisionshonorare 2021 wird ersichtlich, dass Deloitte, BDO und die übrigen Non-Big 3-Revisionsgesellschaften leicht an Marktanteilen verloren haben und insgesamt CHF 30.1 Mio. (Vorjahr: CHF 31.3 Mio.) erhielten, was einen Anteil von knapp 5.7% (Vorjahr: 5.8%) am Gesamtvolumen der Revisionshonorare aller SPI-Unternehmen ausmacht (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4 DOMINANZ DER GROSSEN SPI Gesamtvolumen Revisionshonorar PwC, EY, KPMG, Deloitte & BDO

Die Dominanz der Big 4-Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC variiert länderspezifisch. In der Vergangenheit dominierten in der Schweiz die Big 3 (EY, KPMG, PwC) klar den Markt.

EXKURS: Oligopol

Die EU versucht das Oligopol der Big 4, u. a. mit der zwingenden externen Rotation der Revisionsstelle, aufzubrechen. Diese sieht vor, dass eine Ausschreibung des Mandats für die Revisionsstelle nach spätestens zehn Jahren erfolgen muss und dieselbe Revisionsgesellschaft maximal 20 Jahre in einem Unternehmen wirkt. Jedoch ist zu bezweifeln, ob die externe Rotationspflicht zu einer geringeren Konzentration im Markt führen wird. In der Schweiz ist ein ähnliches Verhalten wie auch im Ausland festzustellen: gelangt ein Revisionsmandat einer Big 4 zur Ausschreibung, folgt in der Regel auf eine Big 4 eine andere. Kleinere Revisionsunternehmen kommen nur in Ausnahmefällen zum Zuge. Dies trifft auch auf Neukotierungen zu. Dort wurden vier von sechs Unternehmen bei einem Börsengang im Jahr 2021 von Big 3-Revisionsgesellschaften geprüft (Vorjahr: zwei von drei).

EXKURS: Rotationspflicht

In der Diskussion zur externen Rotationspflicht kommt die Tatsache zu kurz, dass ein Oligopol nicht zwingend zu mangelndem Wettbewerb oder Preisabsprachen führt. So sind die Revisionshonorare bei den SMI-Unternehmen mehrheitlich stabil und Unternehmen wechseln auch ohne gesetzliche Pflicht die Revisionsstelle. Ausserdem verfügen kleinere Revisionsunternehmen oft nicht über das erforderliche internationale Netzwerk und können sich kaum die immer wichtigeren und grösseren Investitionen in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur (z. B. für aufwändige Datenanalysen) leisten. Aus diesen Gründen wird ein weltweit tätiger Grosskonzern kaum auf die Dienste einer Big 4-Revisionsgesellschaft verzichten können.

Bei einer näheren Betrachtung der Anzahl Mandate pro Revisionsgesellschaft (vgl. Abbildung 5) ist ersichtlich, dass seit Beginn der Erhebung vor neun Jahren PwC als Marktleader netto 16 Mandate verloren, EY netto ein Mandat verloren, KPMG acht gewonnen und Deloitte eines verloren hat. BDO und die übrigen Revisionsgesellschaften zusammen notierten einen Zugang von netto 15 Mandaten.

Per Ende 2021 prüfte PwC damit 80 SPI-Unternehmen, KPMG 54, EY 50, BDO 13 und Deloitte 10. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden in den folgenden Abbildungen nur die letzten vier Jahre dargestellt.

Abbildung 5 REVISIONSKUNDEN 2018-2021 SPI Jeweils zum 31.12. des Jahres (Kotierungen und Dekotierungen sind auch enthalten)

Anzahl Mandate

Anders verhält es sich bei der Betrachtung des Gesamtvolumens an Revisions- und Zusatzhonoraren (vgl. Abbildung 6). Im untersuchten Zeitraum seit 2013 sank der Umsatz von PwC netto um CHF 42.1 Mio. (CHF 258.9 Mio. im Jahr 2013 bzw. CHF 216.8 Mio. im Jahr 2021), wobei die Reduktion insbesondere aus dem Jahr 2021 stammt, da gleich zwei SMI Unternehmen (Swiss RE und Zurich Insurance) von PwC zu anderen Revisionsstellen wechselten. EY durfte zwischen 2013 (CHF 207.2 Mio.) und 2021 (CHF 221.5 Mio.) im Marktsegment der SPI-Unternehmen einen Gewinn von CHF 14.3 Mio. verzeichnen. Der Anteil von KPMG am Gesamtvolumen von 2013 (CHF 193.0 Mio.) sank auf CHF 156.3 Mio., was einer Reduktion von CHF 36.7 Mio. entspricht. Das Gesamtvolumen von Deloitte stieg von CHF 21.7 Mio. (2013) leicht auf CHF 27.1 Mio., jenes von BDO von CHF 0.4 Mio. (2013) auf CHF 4.3 Mio.

Gemessen am Gesamtvolumen an Revisions- und Zusatzhonoraren führt PwC erstmals seit Beginn der Studie die Rangliste nicht mehr an. Im Jahr 2021 verzeichnete EY mehr Honorarvolumen als PwC. Zu erwähnen ist hierbei jedoch, dass PwC bei den Revisionshonoraren nach wie vor die Nummer eins ist. Der starke Rückgang bei PwC ist getrieben durch die Wechsel von Zurich Insurance (zu EY) und Swiss RE (zu KPMG).

Auch in Zukunft dürfte eine gewisse Dynamik bestehen bleiben. So hat Novartis (Revisionshonorar 2021: CHF 20.3 Mio.) für das Geschäftsjahr 2022 die Revisionsstelle gewechselt (von PwC zu KPMG).

Abbildung 6 GESAMTHONORARE BIG 4 SPI

in CHF Mio.

EXKURS: Beratungshonorare

Aufgrund gesetzlicher Vorschriften sowie der Richtlinie betreffend Information zur Corporate Governance der SIX Exchange Regulation müssen kotierte Unternehmen im Anhang die Honorare für Revisionsdienstleistungen und jene für andere Dienstleistungen offenlegen. Diese Informationen bilden die Grundlage für die Erhebungen des Swiss Audit Monitor. Zu berücksichtigten ist weiter, dass es sich um die weltweit bezahlten Honorare handelt. Honorare für andere Dienstleistungen müssen aus Unabhängigkeitsüberlegungen aber nur offengelegt werden, wenn diese an das Revisionsunternehmen bezahlt werden. Beratungshonorare, die an ein Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen entrichtet werden, welches nicht als Revisionsstelle amtet, werden daher nicht öffentlich gemacht und vom Swiss Audit Monitor nicht erfasst.

Aufgrund der zum Teil langen Mandatsdauern in der Schweiz und den diametral entgegenstehenden Entwicklungen in der Europäischen Union sind weitere Revisionsstellenwechsel bei kotierten Unternehmen zu erwarten – mit entsprechenden Auswirkungen auf die erläuterten, stichtagsbezogenen Zahlen.

Abbildung 7 DURCHSCHNITTSHONORARE PRO BIG 4 GESELLSCHAFT SPI

in CHF Mio.

Die untenstehende Tabelle zeigt, durch welche Faktoren die Veränderung des Volumens der Revisionshonorare bei den einzelnen Revisionsunternehmen beeinflusst wird: Es gab keine wesentlichen Neu- oder Dekotierungen, jedoch gab es sehr viele Bewegungen in den bestehenden Mandaten. Der grösste Effekt stammt, wie bereits erwähnt, von den zwei SMI Unternehmen Swiss RE und Zurich Insurance.

Die Veränderungen aufgrund eines Revisionsstellenwechsels werden im nächsten Abschnitt analysiert (in TCHF).

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04

Prüferwechsel und Mandatsdauer

Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate wird zwischen Wechseln von bestehenden SPI-Unternehmen sowie Neu- und Dekotierungen unterschieden. Die folgenden Ausführungen haben ausschliesslich die Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen zum Gegenstand. Die Abgänge und Zugänge werden nicht thematisiert.

 

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Im Jahr 2021 wechselten insgesamt 16 Unternehmen, die dem SPI schon zuvor angehörten, ihre Revisionsstelle (Vorjahr: 11). Die grössten Veränderungen gab es bei PwC, welche neun Mandate verlor, sowie bei KPMG, welche fünf zusätzliche Mandate verzeichnen konnte. Von den sechzehn Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2021 wechselten, wählten nur sechs eine Non-Big 3-Revisionsgesellschaft. Die Revisionsstellenwechsel hatten also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche.

Der Blick auf den Gesamtmarkt zeigt deutlich die Dominanz der grössten Gesellschaften, sog. Big 3. Von den Total 215 Mandaten am Markt wurden insgesamt 184 von den Big 3, respektive 194 von den Big 4 geprüft.

Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle

Mit CHF 51.3 Mio. Gesamthonorar war die Zurich Insurance das grösste Mandat, bei dem es im Jahr 2021 zu einem Revisionsstellenwechsel gekommen ist. Ebenfalls zu erwähnen ist der Wechsel von Swiss RE, welche in diesem Jahr ein Gesamthonorar von CHF 20.8 Mio. bezahlte.

Das Honorarvolumen aller Mandate, bei denen im Jahr 2021 ein anderes Revisionsunternehmen gewählt wurde, beläuft sich auf CHF 90.7 Mio. Die Verschiebung von Honoraren (Revisions- und Zusatzhonorare) durch Revisionsstellenwechsel für den ganzen Untersuchungszeitraum 2013 – 2021 beläuft sich auf CHF 307.4 Mio., wobei ein grosser Teil auf Veränderungen der letzten beiden Jahre zurückzuführen ist.

Zu beachten ist, dass es sich bei den Honorarvolumina um eine Momentaufnahme handelt. Wie oben ersichtlich ist, kann ein Wechsel eines grossen SMI-Unternehmens bereits zu einer wesentlichen Verschiebung führen. Zwei solcher Wechsel erklären im Jahr 2021 auch die starken Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Wie dargelegt, hat für das Berichtsjahr 2022 mit Novartis bereits eine weitere SMI-Gesellschaft den Wechsel der Revisionsgesellschaft kommuniziert.

Auch zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Gesamthonorar in den meisten Fällen sinkt.  Im Zeitraum zwischen 2013-2021 haben insgesamt 83 SPI Unternehmen die Revisionsgesellschaft gewechselt, wobei das Gesamthonorar in 65 Fällen sank. Über sämtliche Wechsel hinweg gesehen sank das Honorar im Durchschnitt um 18.2% (Median: -24.7%). Zwei gegensätzliche Beispiele mögen die Veränderung des Revisionshonorars illustrieren: Nach dem Wechsel der Revisionsstelle von PwC zu KPMG im Jahre 2021 ist das Revisionshonorar bei Swiss RE um 32.7% von CHF 28.8 Mio. auf CHF 19.4 Mio. gesunken. Beim Wechsel der ABB von EY zu KPMG im Jahr 2018 hingegen stieg das Revisionshonorar im ersten Jahr um 30.9% von CHF 25.5 Mio. auf CHF 33.4 Mio.

Von den 83 Unternehmen, die seit 2013 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sanken bei 48 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel, bei 22 Unternehmen stiegen sie und bei 13 Unternehmen blieben sie gleich. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann aus dieser Beobachtung allein nicht geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.

 

Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE

Revisionshonorar in CHF Mio.

EXKURS: Wahl der Revisionsstelle

Die Forschung zeigt, dass die wichtigsten Eigenschaften der Revisionsstelle Fach- und Branchenkenntnisse, Prüfungsqualität sowie Unabhängigkeit sind. Das Honorar der Revisionsstelle hängt von verschiedenen Determinanten ab, wovon die wichtigsten die Grösse des Unternehmens, die geographische Verteilung und Anzahl der Tochtergesellschaften sowie die Branchenzugehörigkeit sind.
Als Gründe für einen (freiwilligen) Wechsel der Revisionsstelle werden ein neuer, unabhängiger Blick, aber auch das Honorar angeführt. Entsprechende Auswertungen zeigen, dass das Revisionshonorar nach einem Wechsel der Revisionsstelle im Durchschnitt tatsächlich sinkt. Diesen Einsparungen stehen aber Kosten in Form des Ausschreibungsprozesses und der Einarbeitung des neuen Revisionsunternehmens gegenüber.
Der Verwaltungsrat ist daher angehalten, das Ausschreibungsverfahren fair und transparent zu gestalten. Dazu gehören die Anforderungen an die Revisionsstelle, aber auch den Ablauf des Auswahlverfahrens (wie z.B. den Zugang zu den Informationen und Vertretern des Unternehmens oder die Art der Präsentationen der Offerten) vorab festzulegen und zu kommunizieren. Gerade bei grossen Unternehmen ist das Ausschreibungsverfahren für das Unternehmen wie auch die Revisionsgesellschaft sehr zeitintensiv. Der Verwaltungsrat soll dies in seiner Entscheidungsfindung entsprechend berücksichtigen und auch beurteilen, wann der geeignete Zeitpunkt für einen möglichen Wechsel ist.

Mandatsdauer

Die durchschnittliche Mandatsdauer der SPI-Unternehmen war mit 15.1 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 16.0 Jahre), während der Median 12 Jahre betrug (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 25.0% (Vorjahr: 27.5%) der untersuchten Unternehmen währt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (vgl. Abbildung 9). Die längste Mandatsdauer findet sich nach wie vor bei dormakaba, bei welcher PwC schon seit 115 Jahren die Abschlussprüfung durchführt.

Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Anzahl Firmen

Im Durchschnitt war bei SMI-Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 13.2 Jahre (Vorjahr: 17.8) tätig (vgl. Abbildung 10). Bei 40% der Unternehmen ist gar seit über 20 Jahren dasselbe Revisionsunternehmen tätig. Demnach würde ein grosser Teil der Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der Europäischen Union, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken.

Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Revisionsgesellschaft:

Bei einem Branchenvergleich zeigt sich, dass es keine signifikant grossen Unterschiede bei der durchschnittlichen Mandatsdauer gibt. Die grössten durchschnittlichen Mandatsdauern haben Finanzdienstleistungs- und Industrieunternehmen sowie Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Diese Beobachtung könnte auf die höheren Einarbeitungskosten zurückzuführen sein, welche einen Prüferwechsel weniger attraktiv machen. Ein möglicher Faktor für die höheren Einarbeitungskosten ist die Unternehmensgrösse der genannten Branchen. Aufgrund der Erwartung, dass grössere Unternehmen höhere Prüfungshonorare bezahlen, kann vermutet werden, dass auch die Einarbeitungsphase für diese Unternehmen länger ist. Ein weiterer Faktor in der Finanzdienstleistungsbranche könnte die hohe Regulierungsdichte sein, da noch mehr kundenspezifisches Wissen zur Geschäftstätigkeit und zum wirtschaftlichen Umfeld des Mandanten aufgebaut werden muss.

Abbildung 11 DURCHSCHNITTLICHE MANDATSDAUER NACH BRANCHE

in Jahren

05

Rechnungslegungs­standards

Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) am weitesten verbreitet – sie werden von 50.7% (Vorjahr: 50.7%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls bei einem beachtlichen Anteil der Unternehmen kommen mit 36.3% die Swiss GAAP FER zur Anwendung (Vorjahr: 36.0%). Die Rechnungslegung in Übereinstimmung mit US GAAP erfolgt bei 4.7% (Vorjahr: 4.7%) und mit Bankengesetz von 8.4% (Vorjahr: 8.5%) der Unternehmen (vgl. Abbildung 12).

Nachdem in den vergangenen Jahren ein konstanter Trend von IFRS hin zu Swiss GAAP FER beobachtet werden konnte, stellte im Jahr 2021 kein weiteres SPI-Unternehmen seinen Rechnungslegungsstandard von IFRS auf Swiss GAAP FER um. Deshalb von einer Trendwende zu sprechen wäre jedoch verfrüht.

Abbildung 12 RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI

Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2013 um 10% zurückgegangen. Während im Jahr 2013 128 Unternehmen IFRS angewendet haben, sind es heute noch 109. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 53 Unternehmen im Jahr 2013 auf 78 Ende 2021 gestiegen.

Abbildung 13 ANGEWENDETE RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2013-2021)

Anzahl Unternehmen

Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden im Jahr 2021 einzig durch Neu- und Dekotierungen verursacht.

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Seit dem Jahr 2014 wechselten insgesamt 25 Unternehmen den Rechnungslegungsstandard, wobei in allen Fällen ein Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER vollzogen wurde. Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, kann mehrere Gründe haben. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER in den letzten Jahren könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher seit dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden ist. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 hat dadurch bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing blieben bei Swiss GAAP FER demgegenüber unverändert. Auch richten sich Swiss GAAP FER an national geprägte Unternehmen, während sich IFRS an internationalen Grossunternehmen orientiert. So sind 15 von 25 Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.

Abbildung 14 RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS NACH BRANCHE IM SPI (2021)

Anzahl Unternehmen

Im SMI wenden 80% der Unternehmen IFRS (absolut: 16) und 20% US GAAP (absolut: 4) an. Bis 2020 war im SMI mit der Swatch Group auch ein Anwender von Swiss GAAP FER vertreten. Da die Swatch Group im Jahr 2021 aus dem Index fiel, ist aktuell kein Vertreter von Swiss GAAP FER mehr im SMI vorhanden.

Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen mit internationaler Ausrichtung enthalten sind. Das Bankengesetz wird von keinem SMI-Unternehmen angewendet und von den vier SMI-Unternehmen, welche US GAAP anwenden, sind mit Credit Suisse, ABB und Logitech drei auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert.

 

Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US GAAP-Anwender im Durchschnitt etwas höhere Revisionshonorare bezahlen wie IFRS-Anwender. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US GAAP-Anwendern im Jahr 2013 und 2014 ist durch die Dekotierung von Weatherford und dem starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, während der Anstieg im Jahr 2018 hauptsächlich mit dem Honoraranstieg der ABB nach dem Revisionsstellenwechsel zu begründen ist. Im Jahr 2020 kam es ebenfalls zu einem starken Anstieg bei US GAAP-Anwendern. Die Begründung hier ist, dass Adecco aus dem SMI fiel und dadurch den Wert der SPI ex SMI stark nach oben drückte. Der Rückgang im Jahr 2021 ist dem Aufstieg von Logitech in den SMI geschuldet.

 

US GAAP-Anwender bezahlen deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- sowie Bankengesetz-Anwender. Dies liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die durchschnittlichen Revisionshonorare stabil geblieben, obwohl seit 2013 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Im Jahr 2021 ergab sich eine leichte Senkung gegenüber dem Vorjahr, was sich mit dem allgemein tieferen Honorarniveau im Jahr 2021 erklären lässt. Der Median bei den IFRS-Anwendern lag dagegen leicht höher.

 

Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2013 leicht zugenommen. Insgesamt richten sich Swiss GAAP FER jedoch an die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare tiefer sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwendern. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 16).

Abbildung 15 DURCHSCHNITTLICHE REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI ex SMI

in CHF Mio.

Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich bezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Unternehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.

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Fazit

Das Gesamtvolumen der von den kotierten Unternehmen entrichteten Revisions- und Zusatzhonorare belief sich im Jahr 2021 auf CHF 627.9 Mio. Rund zwei Drittel davon bzw. CHF 418.8 Mio. fielen bei Unternehmen des SMI an. Dies rührt daher, dass bei grossen globalen Unternehmen der Aufwand für die Prüfung und somit auch das Revisionshonorar höher sind.

 

Die Honorare für andere Dienstleistungen blieben sowohl im SPI als auch im SMI im Jahr 2021 relativ stabil, was jedoch bedeutet, dass der starke Rückgang vom letzten Jahr nicht wieder aufgeholt werden konnte. Die Jahre 2020 und 2021 verzeichneten die tiefsten Werte seit Beginn der Studie im Jahr 2013. Dasselbe gilt auch für die Revisionshonorare. Die Zusatzhonorare machten im Durchschnitt 21.8% der Prüfungshonorare aus und lagen damit deutlich unter der in der Europäischen Union festgelegten Schwelle von 70% (wobei doch zwölf Unternehmen diese Schwelle überschritten). Die von Unternehmen des SMI entrichteten Zusatzhonorare von CHF 65.6 Mio. machten 63.6% der im SPI bezahlten Zusatzhonorare von CHF 103.1 Mio. aus.

 

Auch bei der Amtsdauer der Revisionsstelle unterscheiden sich Unternehmen des SMI von denjenigen des SPI: So betrug die Mandatsdauer der Revisionsstelle bei SMI-Unternehmen im Durchschnitt 13.2 Jahre und bei SPI-Unternehmen 15.1 Jahre. Rund 25% der Schweizer börsenkotierten Unternehmen hätten den Vorschriften der Europäischen Union, die eine Rotation nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügt.

 

Die Untersuchung der Revisionshonorare nach Branchen zeigt, dass bei Unternehmen, die in der Finanzdienstleistungsbranche tätig sind, die höchsten Revisionshonorare festzustellen waren. Dies liegt einerseits an der Grösse und Komplexität der Finanzdienstleistungsunternehmen, anderseits an der starken Regulierung im Finanzsektor, was den Prüfungsaufwand wie auch das Prüfungsrisiko zusätzlich erhöht.

 

Im Schweizer Markt wurden von den untersuchten 215 Unternehmen 85.6% durch Big 3-Gesellschaften geprüft. Deren Marktanteil am Revisionshonorar betrug 94.3%. Es ist nicht zu erwarten, dass sich dieses Marktsegment für kleine und mittlere Revisionsgesellschaften öffnen wird. Wechselt nämlich ein kotiertes Unternehmen die Revisionsstelle, folgt in den meisten Fällen auf eine Big 3-Gesellschaft eine andere Big 3-Gesellschaft. Der Marktanteil der Non-Big 3-Gesellschaften lag im Jahr 2021 bei knapp 5.7% (Vorjahr: 5.8%). Die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 3 ist somit nach wie vor ungebrochen.

 

Insgesamt haben im Jahr 2021 sechzehn Unternehmen die Revisionsstelle gewechselt. Darin enthalten sind die beiden SMI-Gesellschaften Swiss RE und Zurich Insurance. Dies führte zu einer starken Verschiebung der Honorare zwischen den Prüfungsgesellschaften (im Berichtsjahr zu Lasten von PwC, der vormaligen Revisionsgesellschaft der beiden SMI-Gesellschaften und im Jahr davor mit dem Wechsel der Credit Suisse Gruppe von KPMG zu PwC).

 

Bei dreizehn der sechzehn Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sank das Honorar. Betrachtet man den gesamten Untersuchungszeitraum 2013 – 2021, so war von insgesamt 83 Revisionsstellenwechseln bei 65 Unternehmen das Gesamthonorar niedriger als vor dem Wechsel. Dies veranschaulicht, dass der Revisionsmarkt ein Verdrängungsmarkt ist und deshalb tiefere Honorare offeriert werden, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen. In Anbetracht dessen ist auch nicht zu erwarten, dass die Revisionshonorare in Zukunft wesentlich steigen werden.

 

Die IFRS bleiben der verbreitetste Rechnungslegungsstandard im SPI (50.7%), gefolgt von den Swiss GAAP FER (36.3%). Dass sich die IFRS auf international tätige Gesellschaften ausrichten, sieht man an der noch höheren Verbreitung von IFRS im SMI (80.0%). Trotzdem hat sich in den letzten Jahren eine Tendenz zum Wechsel auf Swiss GAAP FER abgezeichnet, die auf verschiedene Gründe, insbesondere auf Compliance- und Kostenaspekte, zurückzuführen sind. Wenn die Komplexität der IFRS weiter zunehmen sollte, ist zu erwarten, dass der Trend weg von IFRS hin zu Swiss GAAP FER gerade bei kleinen und mittelgrossen kotierten Industrieunternehmen anhalten wird. Wenig wahrscheinlich ist jedoch, dass grosse börsenkotierte Unternehmen mit einem internationalen Aktionariat den Rechnungslegungsstandard wechseln. Internationale Kapitalgeber verlangen eine international vergleichbare Finanzberichterstattung, was durch die Anwendung von IFRS im Gegensatz zu Swiss GAAP FER besser ermöglicht wird.

 

Die Bedeutung der 20 grössten, im SMI enthaltenen Unternehmen ist unverändert gross, zumal bei diesen Unternehmen nicht weniger als zwei Drittel der Honorare anfallen (ein Drittel verteilt sich auf die weiteren 196 kotierten Unternehmen). Verschiebungen in den Marktanteilen der einzelnen Revisionsunternehmen und Veränderungen in anderen Kennzahlen sind daher stark beeinflusst vom Wechsel von SMI-Unternehmen.

 

Die oben beschriebenen Veränderungen sind ein Hinweis darauf, dass in der Schweiz die Marktkräfte auch ohne entsprechende gesetzliche Vorschriften spielen. Dasselbe kann auch für die untersuchte Anwendung der Rechnungslegungsstandards festgestellt werden; wobei diesbezüglich die Schweiz eine Ausnahme darstellt, weil neben IFRS auch andere Standards (wie z. B. die sich einer zunehmenden Beliebtheit erfreuenden Swiss GAAP FER) für börsenkotierte Unternehmen zugelassen sind.

 

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der starke Rückgang der Honorarvolumen im Jahr 2020 im Jahr 2021 nicht wieder aufgeholt werden konnte, sondern das Volumen auf tiefem Niveau stabil blieb. Die Revisionshonorare lagen sogar noch etwas tiefer als im Vorjahr, was – nach 2020 – erneut einem Negativrekord seit Beginn der Erfassung der Daten im Jahr 2013 entspricht. Hierin spiegeln sich nach unserer Einschätzung zum einen der hart umkämpfte Markt – selbst in schwierigen Zeiten – und zum anderen die Sparanstrengungen der Unternehmen in Krisenzeiten wider (Corona-Effekt). Auch wenn die durchschnittliche Amtsdauer der Revisionsstelle bei 15 Jahren liegt, haben im Jahr 2021 von den 215 untersuchten kotierten Unternehmen 16 das Revisionsunternehmen gewechselt – ohne eine gesetzliche Verpflichtung nota bene. In der Schweiz ist trotz dieser Wechsel unverändert eine Konzentration der Big 3 Gesellschaften (EY, KPMG und PwC) auszumachen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass eine solche Konzentration auf die Big 3 respektive die Big 4 international festzustellen ist, wobei die Reihenfolge in unterschiedlichen Ländern variieren kann und diese sich – wie im Berichtsjahr 2021 in der Schweiz – aufgrund eines Wechsels eines der grossen Unternehmen von einem Jahr auf das andere ändern kann.

 

  1. 1 Disclaimer:
    Per 31.12.2021 waren insgesamt 216 Unternehmen im SPI kotiert. Davon haben am Stichtag dieses Reports, dem 31.07.2022, bis auf Blackstone Resources alle Unternehmen ihren Geschäftsbericht veröffentlicht. Die Dekotierung von Blackstone Resources ist noch im Jahr 2022 geplant und es ist unklar, ob das Unternehmen den Geschäftsbericht von 2021 noch veröffentlichen wird. Zudem ist die Revisionsstelle Moore Stephens ohne Nachfolger vom Mandat zurückgetreten. Daher wird das Unternehmen in diesem Report behandelt, als wäre es dekotiert worden. Die daraus entstehende Abweichung, basierend auf den Zahlen vom letzten Jahr, ist vernachlässigbar klein (zum Vergleich: Das von Blackstone Resources bezahlte Revisionshonorar betrug 2020 rund CHF 0.06 Mio., das Zusatzhonorar lag bei CHF 0.03 Mio.).