Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) am weitesten verbreitet – sie werden von 50.7% (Vorjahr: 51.9%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls bei einem beachtlichen Anteil der Unternehmen kommen mit 36.0% die Swiss GAAP FER zur Anwendung (Vorjahr: 34.9%). Die Rechnungslegung in Übereinstimmung mit US GAAP erfolgt bei 4.7% (Vorjahr: 4.7%) und mit Bankengesetz von 8.5% (Vorjahr: 8.5%) der Unternehmen (vgl. Abbildung 12).
Im Jahr 2020 hat ein weiteres SPI-Unternehmen von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt (im Jahr 2019 waren es fünf). Der pragmatische nationale Standard erfreut sich angesichts der steigenden Komplexität der IFRS gerade bei kleineren und mittelgrossen Industrieunternehmen wachsender Beliebtheit.
Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2013 um 16.4% zurückgegangen. Während im Jahr 2013 128 Unternehmen IFRS angewendet haben, sind es heute noch 107. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 53 Unternehmen im Jahr 2013 auf 76 Ende 2020 gestiegen.
Abbildung 13 ANGEWENDETE RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2013-2020)
Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards, Neu- und Dekotierungen verursacht.
IFRS | Swiss GAAP FER | Bankengesetz | US GAAP | Total | |
Total Anwender 2019 | 110 | 74 | 18 | 10 | 212 |
Wechsel RLS | -1 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Neu- / Dekotierungen | -2 | 1 | 0 | 0 | -1 |
Total Anwender 2020 | 107 | 76 | 18 | 10 | 211 |
Seit dem Jahr 2014 wechselten insgesamt 25 Unternehmen den Rechnungslegungsstandard, wobei in allen Fällen ein Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER vollzogen wurde. Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, kann mehrere Gründe haben. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER in den letzten Jahren könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher seit dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden ist. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 hat dadurch bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing blieben bei Swiss GAAP FER demgegenüber unverändert. Auch richten sich Swiss GAAP FER an national geprägte Unternehmen, während sich IFRS an internationalen Grossunternehmen orientiert. So sind 15 von 25 Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.
Abbildung 14 RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS NACH BRANCHE IM SPI (2020)
Im SMI wenden 80% der Unternehmen IFRS (absolut: 16), 15% US GAAP (absolut: drei) und mit Swatch Group lediglich ein Unternehmen Swiss GAAP FER an. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen mit internationaler Ausrichtung enthalten sind. Das Bankengesetz wird von keinem SMI-Unternehmen angewendet und von den drei SMI-Unternehmen, welche US GAAP anwenden, sind mit Credit Suisse und ABB zwei auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert.
Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US GAAP-Anwender im Durchschnitt fast gleich viel an Revisionshonoraren bezahlen wie IFRS-Anwender. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US GAAP-Anwendern im Jahr 2013 und 2014 ist durch die Dekotierung von Weatherford und den starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, während der Anstieg im Jahr 2018 hauptsächlich mit dem Honoraranstieg der ABB nach dem Revisionsstellenwechsel zu begründen ist. Im Jahr 2020 kam es ebenfalls zu einem starken Anstieg bei US GAAP-Anwendern. Die Begründung hier ist, dass Adecco aus dem SMI fiel und dadurch den Wert der SPI ex SMI stark nach oben drückte.
US GAAP-Anwender bezahlen deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- sowie Bankengesetz-Anwender. Dies liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sieben der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die durchschnittlichen Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl seit 2013 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Im Jahr 2020 ergab sich eine leichte Senkung gegenüber dem Vorjahr, was sich mit dem allgemein tieferen Honorarniveau im Jahr 2020 erklären lässt. Auch der Median bei den IFRS-Anwendern lag leicht tiefer als im Vorjahr.
Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2013 leicht zugenommen. Insgesamt richten sich Swiss GAAP FER jedoch an die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwendern. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 16).
Abbildung 15 DURCHSCHNITTLICHE REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS SPI ex SMI
Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich bezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Unternehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.