Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate wird zwischen Wechseln von bestehenden SPI-Unternehmen sowie Neu- und Dekotierungen unterschieden. Die folgenden Ausführungen haben ausschliesslich den Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen zum Gegenstand. Die Abgänge und Zugänge werden nicht thematisiert.
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| PwC | EY | KPMG | Deloitte | BDO | Übrige | Total |
Anzahl Mandate 2018 | 88 | 48 | 49 | 10 | 12 | 3 | 210 |
Verlorene Mandate | -4 | -1 | -5 | 0 | -2 | 0 | -12 |
Gewonnene Mandate | 2 | 1 | 1 | 2 | 3 | 3 | 12 |
Abgänge SPI | -2 | 0 | 0 | -1 | -1 | 0 | -4 |
Zugänge SPI | 2 | 1 | 2 | 1 | 0 | 0 | 6 |
Anzahl Mandate 2019 | 86 | 49 | 47 | 12 | 12 | 6 | 212 |
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Im Jahr 2019 haben insgesamt zwölf Unternehmen, die dem SPI schon zuvor angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt (Vorjahr: sechs Unternehmen). Die grössten Veränderungen gab es bei KPMG, welche netto vier Mandate verloren hat, sowie bei den Übrigen, welche drei zusätzliche Mandate verzeichnen konnte. Von den zwölf Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2019 gewechselt haben, wählten acht eine Non-Big 3-Revisionsgesellschaft.
Der im Jahr 2019 gegenläufige Trend, dass verhältnismässig viele Prüfkunden zu Non-Big 3-Gesellschaften gewechselt haben, relativiert sich mit Blick auf den Gesamtmarkt. Nach wie vor beherrschen die Big 3 mit insgesamt 182 bzw. die Big 4 mit insgesamt 194 von 212 Mandaten den Markt deutlich. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich.
Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle
Mit CHF 4.2 Mio. Gesamthonorar war die Swisscom das grösste Mandat, bei dem es im Jahr 2019 zu einem Revisionsstellenwechsel gekommen ist. Das Volumen aller Mandate, bei denen im Jahr 2019 ein anderes Revisionsunternehmen gewählt wurde, beläuft sich auf CHF 8.2 Mio. Die Verschiebung von Honoraren (Revisionshonorare und zusätzliche Honorare) durch Revisionsstellenwechsel für den ganzen Untersuchungszeitraum 2013 – 2019 beläuft sich auf CHF 100.0 Mio.
Zu beachten ist, dass es sich bei den Honorarvolumina um eine Momentaufnahme handelt. Diese kann stark beeinflusst sein durch den Wechsel eines grossen SMI-Unternehmens. Wie in den Ausführungen zur Markstruktur dargelegt, werden 2020 und 2021 mit Credit Suisse, Nestlé und Swiss Re mindestens drei SMI-Unternehmen die Revisionsstelle wechseln.
Auch zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Revisionshonorar in den meisten Fällen sinkt. Betrachtet man den Zeitraum 2013 – 2019, so ist bei 41 der 55 SPI-Unternehmen, welche die Revisionsgesellschaft gewechselt haben, das Revisionshonorar gesunken, und zwar im Durchschnitt um 9.2% (Median -14.5%).
Auffallend sind dabei zwei gegensätzliche Beispiele: Nach dem Wechsel der Revisionsstelle von EY zu Deloitte im Jahre 2017 ist das Revisionshonorar bei LafargeHolcim um 14.7% von CHF 17 Mio. auf CHF 14.5 Mio. gesunken. Beim Wechsel der ABB von EY zu KPMG hingegen ist das Revisionshonorar im ersten Jahr um 30.9% von CHF 25.5 Mio. auf CHF 33.4 Mio. gestiegen. Im Jahr 2019 verzeichneten die Swisscom mit einer Erhöhung des Revisionshonorars um CHF 0.3 Mio. bzw. Bell Food Group mit einer Reduktion von CHF 0.4 Mio. die grössten Veränderungen nach einem Wechsel, was verdeutlicht, dass die Verschiebungen im Jahr 2019 relativ gering waren.
Von den 55 Unternehmen, die seit 2013 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sind bei 31 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel gesunken, bei 15 Unternehmen gestiegen und bei neun Unternehmen gleich geblieben. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann aus dieser Beobachtung alleine nicht geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.
Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE
Revisionshonorar in CHF Mio.
EXURS: Wahl der Revisionsstelle
Die Forschung zeigt, dass die wichtigsten Eigenschaften der Revisionsstelle die Fach- und Branchenkenntnisse, die Prüfungsqualität sowie die Unabhängigkeit sind. Das Honorar der Revisionsstelle hängt von verschiedenen Determinanten ab, wovon die wichtigsten die Grösse des Unternehmens, die geographische Verteilung und Anzahl der Tochtergesellschaften sowie die Branche sind.
Als Gründe für einen (freiwilligen) Wechsel der Revisionsstelle werden ein neuer, unabhängiger Blick, aber auch das Honorar angeführt. Entsprechende Auswertungen zeigen, dass das Revisionshonorar nach einem Wechsel der Revisionsstelle im Durchschnitt tatsächlich sinkt. Diesen Einsparungen stehen aber Kosten in Form des Ausschreibungsprozesses als auch der Einarbeitung des neuen Revisionsunternehmens gegenüber.
Der Verwaltungsrat ist daher angehalten, das Ausschreibungsverfahren fair und transparent zu gestalten. Dazu gehört, die Anforderungen an die Revisionsstelle, aber auch den Ablauf des Auswahlverfahrens (wie z.B. den Zugang zu den Informationen und Vertretern des Unternehmens oder die Art der Präsentationen der Offerten) vorab festzulegen und zu kommunizieren. Gerade bei grossen Unternehmen ist das Ausschreibungsverfahren für das Unternehmen wie auch die Revisionsgesellschaft sehr zeitintensiv. Der Verwaltungsrat soll dies in seiner Entscheidungsfindung entsprechend berücksichtigen und auch beurteilen, welches der geeignete Zeitpunkt für einen möglichen Wechsel ist.
Mandatsdauer
Die durchschnittliche Mandatsdauer der SPI-Unternehmen ist mit 15.8 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 15.9 Jahre), während der Median 13 Jahre beträgt (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 28.8% (Vorjahr: 27.3%) der untersuchten Unternehmen beträgt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (vgl. Abbildung 9).
Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI
Bei SMI-Unternehmen sind es mehr als 60% der Unternehmen, die seit über 20 Jahren das selbe Revisionsunternehmen haben. Im Durchschnitt ist bei diesen Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 20 Jahre (Vorjahr: 20 Jahre) tätig (vgl. Abbildung 10). Die längste Mandatsdauer findet sich nach wie vor bei dormakaba, wo PwC schon seit 113 Jahren die Abschlussprüfung durchführt. Demnach würde ein grosser Teil der SMI-Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der Europäischen Union, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken.
Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI
Beim Branchenvergleich zeigt sich, dass es keine signifikant grossen Unterschiede bei der durchschnittlichen Mandatsdauer gibt. Die grössten durchschnittlichen Mandatsdauern haben Finanzdienstleistungs- und Industrieunternehmen sowie Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Diese Beobachtung könnte auf die höheren Einarbeitungskosten zurückzuführen sein, welche einen Prüferwechsel weniger attraktiv machen. Ein möglicher Faktor für die höheren Einarbeitungskosten ist die Unternehmensgrösse der genannten Branchen. Aufgrund der Erwartung, dass grössere Unternehmen höhere Prüfungshonorare bezahlen, kann vermutet werden, dass auch die Einarbeitungsphase für diese Unternehmen länger ist. Ein weiterer Faktor in der Finanzdienstleistungsbranche könnte die hohe Regulierungsdichte sein, da noch mehr kundenspezifisches Wissen zur Geschäftstätigkeit und zum wirtschaftlichen Umfeld des Mandanten aufgebaut werden muss.
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