25. Juli 2019

Rechnungslegungs­standards

by Fiona Soltermann

Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) am weitesten verbreitet – sie werden von 54% (Vorjahr: 54%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls von einem beachtlichen Anteil der Unternehmen (33%) wird Swiss GAAP FER angewendet (Vorjahr: 33%). US GAAP wird von 5% (Vorjahr: 5%) und das Bankengesetz von 9% (Vorjahr: 8%) der Unternehmen verwendet (vgl. Abbildung 12).

Im Jahr 2018 haben vier SPI-Unternehmen von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Der pragmatische nationale Standard erfreut sich angesichts der steigenden Komplexität der IFRS gerade bei kleineren und mittelgrossen Industrieunternehmen wachsender Beliebtheit.

Abbildung 12 RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI

Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2013 um 12% zurückgegangen. Während im Jahr 2013 noch 128 Unternehmen IFRS angewendet haben, sind es heute 113 Unternehmen. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 53 Unternehmen im Jahr 2013 auf 68 Ende 2018 gestiegen.

Abbildung 13 ANGEWENDETE RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2013-2018)

Anzahl Unternehmen

Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards und durch Indexmutationen verursacht.

 

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Seit dem Jahr 2013 gab es insgesamt 19 Wechsel des Rechnungslegungsstandards im SPI, wobei alle einen Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER betrafen. Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, hat mehrere Gründe. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER in den letzten Jahren könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher seit dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden ist. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 wird damit bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote, haben. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing blieben bei Swiss GAAP FER demgegenüber unverändert. Auch richtet sich Swiss GAAP FER an national geprägte Unternehmen, während sich IFRS an internationalen Grossunternehmen orientiert. So sind zwölf von den 19 Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, mittelgrosse Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.

Abbildung 14 RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS NACH BRANCHE IM SPI (2018)

Anzahl Unternehmen

Im SMI wenden 75% der Unternehmen IFRS und mit Swatch Group lediglich ein Unternehmen Swiss GAAP FER an. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI-Index die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen enthalten sind, welche alle international ausgerichtet sind. Die US GAAP werden von vier Unternehmen im SMI angewendet und das Bankgengesetz von keinem. Dabei wenden Credit Suisse und ABB US GAAP als Rechnungslegungsstandard an, weil ihre Aktien auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert sind.

Abbildung 15 ENTWICKLUNG DER REVISIONSHONORARE BEI WECHSEL DES RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS Durchschnittliches Prüfungshonorar Jahr 1-3 vor Wechsel als Basis

in %.
  • ø Honorar nach dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 4–6) %

  • ø Honorar vor dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 1–3) % (Basis)

Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US-GAAP-Anwender im Durchschnitt fast gleich viel wie IFRS-Anwender an Revisionshonoraren bezahlen. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US-GAAP-Anwendern im Jahr 2013 und 2014 ist durch die Dekotierung von Weatherford und den starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, während der Anstieg im Jahr 2018 hauptsächlich mit dem Honoraranstieg der ABB nach dem Revisionsstellenwechsel zu begründen ist. Dass US-GAAP-Anwender deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- und Bankengesetz-Anwender bezahlen liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die durchschnittlichen Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl seit 2013 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2013 leicht zugenommen. Insgesamt sind die Swiss GAAP FER jedoch ein Standard für die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwender. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 16).

Abbildung 16 DURCHSCHNITTLICHE REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI ex SMI

in CHF Mio.

Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich gezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Unternehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.