Seit dem Untergang von Arthur Anderson im Jahr 2002 dominieren die grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC (sog. Big 4) weltweit den Markt. In der Schweiz ist eine ähnliche Struktur zu beobachten, wobei hier bezogen auf den Revisionsmarkt zuweilen gar von den Big 3 (EY, KPMG, PwC) gesprochen wird. Verglichen mit den Vorjahren ist, zumindest bei der Anzahl Mandate, eine geringfügige Zunahme des Anteils der Big 3 bzw. Big 4 im Schweizer Markt feststellbar. So haben 2018 von den 209 untersuchten Unternehmen 25 ein Revisionsunternehmen beauftragt, das nicht zu den Big 3 gehört (Vorjahr: 25 von 201 untersuchten Unternehmen) und 15 ein Revisionsunternehmen, das nicht zu den Big 4 gehört (Vorjahr: 15 von 201 untersuchten Unternehmen). Bei Betrachtung der Revisionshonorare 2018 wird ersichtlich, dass Deloitte, BDO und die übrigen Non-Big-3 Revisionsgesellschaften Marktanteile dazu gewonnen haben und insgesamt CHF 40.3 Mio. (Vorjahr: CHF 37.1 Mio.) erhielten, was einen Anteil von knapp 7.1% (Vorjahr: 6.8%) am Gesamtvolumen der Revisionshonorare aller SPI-Unternehmen ausmacht (vgl. Abbildung 4).
Die Dominanz der grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC variiert länderspezifisch. In der Vergangenheit haben in der Schweiz die Big 3 den Markt klar dominiert - in den letzten zwei Jahren konnte Deloitte jedoch einige grössere Mandate gewinnen und brachte so etwas Bewegung in den Markt.
Die EU versucht das Oligopol der Big 4 u.a. mit der zwingenden externen Rotation der Revisionsstelle aufzubrechen. Diese sieht vor, dass eine Ausschreibung des Mandats für die Revisionsstelle nach spätestens zehn Jahren erfolgen muss und dieselbe Revisionsgesellschaft maximal 20 Jahre Revisionsstelle eines Unternehmens sein kann. Jedoch ist zu bezweifeln, ob die externe Rotationspflicht zu einer geringeren Konzentration im Markt führen wird. In der Schweiz ist ein ähnliches Verhalten wie bereits im Ausland festzustellen: gelangt ein Revisionsmandat einer Big 4 zur Ausschreibung, folgt einer Big 4 eine andere. Kleinere Revisionsunternehmen kommen nur in Ausnahmefällen zum Zuge. Ein Bild, das auch auf Neukotierungen zutrifft. Dort werden zehn von elf Unternehmen mit einem Börsengang im Jahr 2018 von Big 3-Revisionsgesellschaften geprüft.
In der Diskussion zur externen Rotationspflicht kommt die Tatsache zu kurz, dass ein Oligopol nicht zwingend zu mangelndem Wettbewerb oder Preisabsprachen führt. So sind die Revisionshonorare bei den SMI-Unternehmen mehrheitlich stabil und Unternehmen wechseln auch ohne gesetzliche Pflicht die Revisionsstelle. Ausserdem verfügen die kleineren Revisionsunternehmen oft nicht über das erforderliche internationale Netzwerk und können sich die immer wichtigeren und grösseren Investitionen in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur (z.B. für aufwändige Datenanalysen) kaum leisten. Aus diesen Gründen wird ein weltweit tätiger Grosskonzern sich kaum den Diensten der Big 4 entziehen können.
Bei einer Betrachtung der Anzahl der Kunden pro Revisionsgesellschaft (vgl. Abbildung 5) ist ersichtlich, dass PwC als Marktleader in den vergangenen sechs Jahren netto neun Mandate und EY netto drei der Mandate verloren haben, während KPMG netto den Zugang von drei Mandaten verzeichnen konnte. Per Ende 2018 prüfte PwC damit 87 SPI-Kunden, KPMG 49, EY 48, BDO 12 und Deloitte 10.
Abbildung 5 REVISIONSKUNDEN 2015-2018 SPI Jeweils zum 31.12. des Jahres (Kotierungen und Dekotierungen sind auch enthalten)
Ein anderes Bild ergibt sich bei Betrachtung des Gesamtvolumens an Revisions- und Zusatzhonoraren (vgl. Abbildung 6). Im untersuchten Zeitraum hat PwC trotz einem anzahlmässigen Rückgang an Mandaten den Umsatz gehalten (CHF 259 Mio. in 2013 bzw. CHF 261 Mio. in 2018). EY hat zwischen 2013 und 2018 im Marktsegment der SPI-Unternehmen einen Verlust an Volumen von CHF 56 Mio. hinnehmen müssen, während KPMG eine klare Steigerung des Umsatzes mit SPI-Unternehmen von CHF 193 Mio. (2013) auf CHF 239 Mio. (2018) verzeichnen konnte. Auch das Gesamtvolumen von Deloitte hat zugenommen, während selbiges bei BDO trotz einer anzahlmässigen Zunahme weitgehend unverändert blieb.
Die Ursache von zahlenmässig grossen Verschiebungen in einer Berichtsperiode war der Wechsel der Revisionsstelle von SMI-Unternehmen. So erklärt sich der starke Anstieg des Totals der Revisionshonorare in 2017 bei Deloitte durch die Mandatsübernahme von LafargeHolcim (mit einem Honorar von rund CHF 15 Mio.). Der Wechsel der Revisionsstelle bei ABB von EY zu KPMG ist aufgrund des Volumens von rund CHF 30 Mio. eine der Erklärungen für den starken Anstieg in 2018 bei KPMG bzw. den Rückgang bei EY. Insofern ist eine stichtagbezogene Sicht mit Vorsicht zu geniessen. Aufgrund der zum Teil langen Mandatsdauern in der Schweiz und den diametral entgegenstehenden Entwicklungen in der EU ist zu erwarten, dass auch in den nächsten Berichtperioden Revisionsstellenwechsel bei sehr grossen Unternehmen zu verzeichnen sind – mit entsprechenden Auswirkungen auf erläuterten Zahlen.
Abbildung 7 DURCHSCHNITTSHONORARE PRO BIG 4 GESELLSCHAFT SPI
Die untenstehende Tabelle zeigt, durch welche Faktoren die Veränderung des Volumens der Revisionshonorare bei den einzelnen Revisionsunternehmen beeinflusst wird: Auch diese Aufstellung ist geprägt vom Wechsel von ABB, der sowohl bei EY als auch bei KPMG den grössten Einfluss hat. Bei bestehenden Mandaten hat das Volumen – abgesehen von PwC – bei allen Revisionsunternehmen zugenommen, verhältnismässig am meisten bei Deloitte. Der Honorarrückgang bei den bestehenden Mandaten wird bei PwC durch Neukotierungen jedoch überkompensiert, nicht zuletzt weil von elf neukotierten Unternehmen im Jahr 2018 sechs von PwC geprüft werden.
PwC | EY | KPMG | Deloitte | Übrige | |
Total Revisionshonorare 2017 in CHF | 192 Mio. | 149.1 Mio. | 165.7 Mio. | 34.5 Mio. | 2.6 Mio. |
Indexmutationen | 7.6 Mio. | -0.4 Mio. | 0.7 Mio. | 0 Mio. | -0.1 Mio. |
Honorarveränderungen | -3.5 Mio. | 8.1 Mio. | 1.3 Mio. | 3.1 Mio. | 0.2 Mio. |
Revisionsstellenwechsel | -1.6 Mio. | -26.3 Mio. | 35.1 Mio. | 0 Mio. | 0 Mio. |
Total Revisionshonorare 2018 in CHF | 194.5 Mio. | 130.5 Mio. | 202.8 Mio. | 37.6 Mio. | 2.7 Mio. |