Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate können einerseits Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen und anderseits Neu- und Dekotierungen unterschieden werden. Die folgenden Ausführungen haben ausschliesslich den Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen zum Gegenstand. Die Abgänge und Zugänge werden nicht thematisiert.
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| PwC | EY | KPMG | Deloitte | BDO | Übrige | Total |
Anzahl Mandate 2017 | 83 | 46 | 47 | 10 | 11 | 4 | 201 |
Verlorene Mandate | -2 | -2 | -2 | 0 | 0 | 0 | -6 |
Gewonnene Mandate | 0 | 3 | 3 | 0 | 0 | 0 | 6 |
Abgänge SPI | 0 | -2 | 0 | 0 | 0 | -1 | -3 |
Zugänge SPI | 6 | 3 | 1 | 0 | 1 | 0 | 11 |
Anzahl Mandate 2018 | 87 | 48 | 49 | 10 | 12 | 3 | 209 |
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Im Jahr 2018 haben insgesamt sechs Unternehmen, die dem SPI schon angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt (Vorjahr: zehn Unternehmen). Dabei hat PwC zwei Mandate verloren, während KPMG und EY um jeweils netto ein Mandat zugelegt haben; andere Revisionsstellen waren vom Wechsel von bereits kotierten Unternehmen nicht betroffen. Von den sechs Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2018 gewechselt haben, haben alle eine Big-3 Revisionsgesellschaft gewählt. Innerhalb des Zeitraums 2013-2018 haben von den 43 Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, zwölf Unternehmen zu einer Nicht-Big-3 gewechselt – davon fielen sechs Mandate BDO zu. Anzumerken ist, dass es sich bei den von BDO gewonnenen Mandaten um kleinere Unternehmen handelt und so auch die dazu gewonnenen Honorare relativ gesehen gering ausfallen. Zudem haben die Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaften im untersuchten Zeitraum 2013-2018 auch vier Mandate verloren und somit bei Nettobetrachtung lediglich acht Mandate von den Big 3 gewinnen können. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich.
Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle
Die Verschiebung von Honoraren (Revisionshonorare und zusätzliche Honorare) durch Revisionsstellenwechsel machte für das Jahr 2018 CHF 37.9 Mio. und für die ganze Berichtsperiode 2013-2018 insgesamt CHF 91.8 Mio. aus. Die grosse Honorarverschiebung im Jahr 2018 ist auf den bereits erwähnten Revisionsstellenwechsel von ABB zurückzuführen, welcher alleine CHF 34 Mio. ausmacht. Im Berichtsjahr 2018 hat Deloitte bei einer Nettobetrachtung keine neuen Honorare durch Revisionsstellenwechsel akquirieren können, während EY einen Verlust von CHF 28.8 Mio. an Honoraren von börsenkotierten Unternehmen in Kauf nehmen musste (im Wesentlichen aufgrund des Revisionsstellenwechsels von ABB). KPMG steht im Berichtsjahr 2018 damit mit netto CHF 35.2 Mio. als Gewinner da und PwC hat CHF 2.3 Mio. verloren, während BDO und die übrigen Revisionsgesellschaften durch Revisionsstellenwechsel insgesamt keine neuen Honorare generieren konnten. Zu beachten ist, dass es sich bei den Honorarvolumina um eine Momentaufnahme handelt. Diese kann zudem stark beeinflusst sein durch den Wechsel eines grossen SMI-Unternehmens: Ebenso, wie das Berichtsjahr durch den Wechsel von ABB (mit rund CHF 30 Mio. Revisionshonorar) geprägt wurde, waren die Werte der Vorperiode durch den Wechsel von LafargeHolcim (mit einem Revisionshonorar von rund CHF 15 Mio.) beeinflusst. Aufgrund der zum Teil langen Mandatsdauern in der Schweiz und den diametral entgegenstehenden Entwicklungen in der EU ist zu erwarten, dass auch in den nächsten Berichtperioden Revisionsstellenwechsel bei sehr grossen Unternehmen zu verzeichnen sind – mit entsprechenden Auswirkungen auf die obigen Zahlen.
Auch zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Revisionshonorar in den meisten Fällen sinkt. Betrachtet man den Zeitraum 2013-2018, so ist bei 32 der 43 SPI-Unternehmen, welche die Revisionsgesellschaft gewechselt haben, das Revisionshonorar gesunken, und zwar im Durchschnitt um 7% (Median -13%). Auffallend sind dabei zwei gegensätzliche Beispiele: Nach dem Wechsel der Revisionsstelle von EY zu Deloitte im Jahre 2017 ist das Revisionshonorar bei LafargeHolcim um 15% von CHF 17 Mio. auf CHF 14.5 Mio. gesunken. Beim Wechsel der ABB von EY zu KPMG hingegen ist das Revisionshonorar im ersten Jahr um 31% von CHF 25.5 Mio. auf CHF 33.37 Mio. gestiegen. Von den 43 Unternehmen, die seit 2013 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sind bei 26 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel gesunken, bei elf Unternehmen gestiegen und bei sechs Unternehmen gleich geblieben. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann aus dieser Beobachtung alleine nicht geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.
Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE
Revisionshonorar in CHF Mio.
Mandatsdauer
Die durchschnittliche Mandatsdauer im SPI ist mit 15.9 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 16.5 Jahre), während der Median 13 Jahre beträgt (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 27% (Vorjahr: 29%) der untersuchten Unternehmen beträgt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (vgl. Abbildung 9).
Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI
Bei SMI-Gesellschaften sind es nicht weniger als 55% der Unternehmen, die mehr als 20 Jahre das gleiche Revisionsunternehmen haben. Im Durchschnitt ist bei diesen Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 20 Jahre (Vorjahr: 20 Jahre) tätig (vgl. Abbildung 10). Die längste Mandatsdauer findet sich bei Dormakaba, wo PwC schon 112 Jahre die Abschlussprüfung durchführt. Demnach würde ein grosser Teil der SMI-Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der EU, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken. Dass die Revisionshonorare nach einem Revisionsstellenwechsel durchschnittlich sinken, würde zudem aus Unternehmenssicht für eine externe Rotationspflicht sprechen. Kritiker halten entgegen, dass die Einarbeitungsphase nach dem Revisionsstellenwechsel die Qualität der Abschlussprüfung beeinträchtigt und die Kosten für den Prüfer wie auch für das geprüfte Unternehmen erhöht. Dies trifft zumindest für die bereits erwähnte LafargeHolcim zu, bei welcher das Revisionshonorar nach einem Rückgang im ersten Jahr bereits im zweiten Jahr wieder nahezu gleich hoch war wie jenes der vormaligen Revisionsstelle.
Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI
Beim Branchenvergleich zeigt sich, dass es keine signifikant grossen Unterschiede bei der durchschnittlichen Mandatsdauer gibt. Die grössten durchschnittlichen Mandatsdauern haben Finanzdienstleistungs- und Industrieunternehmen und Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Diese Beobachtung könnte auf die höheren Einarbeitungskosten zurückzuführen sein, welche einen Prüferwechsel weniger attraktiv machen. Ein möglicher Faktor für die höheren Einarbeitungskosten ist die Grösse der Unternehmen in der Finanzdienstleistungs- und Industriebranche und Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Aufgrund der Erkenntnis, dass grössere Unternehmen höhere Prüfungshonorare bezahlen, kann vermutet werden, dass auch die Einarbeitungsphase für diese Unternehmen teurer ist. Ein weiterer Faktor könnte die hohe Regulierungsdichte in der Finanzdienstleistungsbranche sein, da noch mehr kundenspezifisches Wissen zur Geschäftstätigkeit und zum wirtschaftlichen Umfeld des Mandanten aufgebaut werden muss.
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