21. März 2019

Rechnungslegungs­standards

by Fiona Soltermann

Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) nach wie vor klar am weitesten verbreitet – sie werden von 54% (Vorjahr: 56%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls von einem beachtlichen Anteil der Unternehmen (33%) wird Swiss GAAP FER angewendet (Vorjahr: 31%). US GAAP und das Bankengesetz werden gleich wie im Vorjahr von 5% und 8% der Unternehmen verwendet. Im SMI verwenden 75% der Unternehmen IFRS und lediglich ein Unternehmen (Swatch Group AG) Swiss GAAP FER. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI-Index die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen kotiert sind, welche alle international ausgerichtet sind. Die US GAAP werden von vier Unternehmen im SMI angewendet und das Bankgengesetz von keinem. Dabei verwenden die Credit Suisse und die ABB US GAAP als Rechnungslegungsstandards hauptsächlich, weil sie neben der SIX auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert sind (vgl. Abbildung 11).

Im Jahr 2017 haben fünf SPI-Unternehmen von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Der pragmatische nationale Standard erfreut sich angesichts der steigenden Komplexität der IFRS gerade bei kleineren und mittelgrossen Industrieunternehmen wachsender Beliebtheit.

Abbildung 11 RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI

Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2014 um 9% zurückgegangen (bedingt durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards und Indexmutationen). Während im Jahr 2014 noch 119 Unternehmen IFRS angewendet haben, so sind es heute 108 Unternehmen. Dabei ist der stärkste Rückgang im letzten Jahr zu verzeichnen – die Anzahl der IFRS-Anwender im SPI ist im Geschäftsjahr 2017 um sechs Unternehmen gesunken. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 62 Unternehmen im Jahr 2014 auf 66 Ende 2017 gestiegen, wobei hauptsächlich im letzten Jahr die meisten Swiss GAAP FER-Anwender dazugekommen sind. Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden sowohl durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards als auch durch Indexmutationen verursacht.

Abbildung 12 ENTWICKLUNG DER REVISIONSHONORARE BEI WECHSEL DES RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS Durchschnittliches Prüfungshonorar Jahr 1-3 vor Wechsel als Basis

in %.
  • ø Honorar nach dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 4–6) %

  • ø Honorar vor dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 1–3) % (Basis)

Seit dem Jahr 2014 gab es insgesamt acht Wechsel des Rechnungslegungsstandards im SPI, wobei alle einen Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER betrafen. Insbesondere hat ein grosser Teil dieser Wechsel auf Swiss GAAP FER im letzten Jahr stattgefunden. Wie eine frühere Studie der Universität Zürich zeigte, geht ein solcher Wechsel in der Regel mit einem Rückgang des Revisionshonorars einher (siehe Abbildung 12). Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, hat mehrere Gründe. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER im letzten Jahr könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher ab dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden sein wird. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 wird damit bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote, haben. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing bleiben bei Swiss GAAP FER demgegenüber bis auf Weiteres unverändert – was von vielen Unternehmen geschätzt wird. Auch orientiert sich Swiss GAAP FER an Unternehmen mit hauptsächlich nationalen Investoren, während IFRS sich an internationale Unternehmen richtet. So sind sechs von den acht Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, mittelgrosse Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.

Abbildung 13 REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI ex SMI

in CHF Mio.

Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich gezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Untenehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.

Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US-GAAP-Anwender im Durchschnitt fast gleich viel wie IFRS-Anwender an Revisionshonoraren bezahlen. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US-GAAP-Anwendern im Jahr 2014 ist insebesondere durch den starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, welcher möglicherweise durch den Revisionsstellenwechsel im Jahr 2015 bedingt ist. Dass US-GAAP-Anwender deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- und Bankengesetz-Anwender bezahlen liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl seit 2014 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Diese Beobachtung könnte mehrere Ursache haben, z.B. die zunehmende Komplexität der IFRS, aber auch die Tatsache, dass v.a. kleinere IFRS-Anwender zu Swiss GAAP FER wechseln und damit das durchschnittliche Revisionshonorar bei den IFRS-Anwendern trotz geringerer Anzahl Anwender stabil bleibt. Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2014 leicht zugenommen. Insgesamt sind die Swiss GAAP FER jedoch ein Standard für die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwender. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 13).