Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate können einerseits Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen und anderseits Neu- und Dekotierungen unterschieden werden (vgl. untenstehende Tabelle). Im Jahr 2017 haben insgesamt neun Unternehmen, die dem SPI schon angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt (Vorjahr: 11 Unternehmen). Dabei hat PwC bei einer Nettobetrachtung vier Mandate verloren, während Deloitte und BDO jeweils um zwei Mandate zugelegt haben, EY ein Mandat verloren hat, KPMG gleich geblieben ist und die übrigen Revisionsgesellschaften um ein Mandat zugelegt haben. Auch bei der Veränderung der Anzahl Mandate pro Revisionsgesellschaft unter Berücksichtigung der Indexmutationen, hat PwC die meisten Mandate verloren. Dies ist auch plausibel, da PwC als Marktleader in der Schweiz am meisten zu verlieren hat. Von den neun Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2017 gewechselt haben, haben fünf eine Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaft gewählt. Innerhalb des Zeitraums 2014-2017 haben von den 27 Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, 10 Unternehmen zu einer Nicht-Big-3 gewechselt – davon fielen sechs Mandate BDO zu. Anzumerken ist, dass es sich bei den von BDO gewonnenen Mandaten um kleinere Unternehmen handelt und so auch die gewonnenen Honorare relativ gesehen gering ausfallen. Zudem haben die Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaften im untersuchten Zeitraum 2014-2017 auch drei Mandate verloren und somit bei Nettobetrachtung lediglich sieben Mandate von den Big 3 gewinnen können.
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| PwC | EY | KPMG | Deloitte | BDO | Übrige | Total |
Anzahl Mandate 2016 | 87 | 48 | 50 | 7 | 8 | 3 | 203 |
Verlorene Mandate | -5 | -2 | -2 | 0 | 0 | 0 | -9 |
Gewonnene Mandate | 1 | 1 | 2 | 2 | 2 | 1 | 9 |
Abgänge SPI | -2 | -2 | -3 | 0 | 0 | 0 | -7 |
Zugänge SPI | 1 | 3 | 0 | 0 | 1 | 0 | 5 |
Anzahl Mandate 2017 | 82 | 48 | 47 | 9 | 11 | 4 | 201 |
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Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle
Die Verschiebung von Honoraren (Revisionshonorare und zusätzliche Honorare) durch Revisionsstellenwechsel beträgt für das Jahr 2017 CHF 20.4 Mio. und für die ganze Berichtsperiode 2014-2017 insgesamt CHF 39.1 Mio. Die grosse Honorarverschiebung im Jahr 2017 ist auf den Revisionsstellenwechsel von LafargeHolcim zurückzuführen, welcher alleine CHF 14.8 Mio. ausmacht. Im Jahr 2017 steht Deloitte bei Nettobetrachtung mit CHF 17.7 Mio. an neuen Honoraren durch Revisionsstellenwechsel als Gewinner da, während EY einen Verlust von CHF 22.1 Mio. an Honoraren von börsenkotierten Unternehmen in Kauf nehmen musste (wobei dies zum grössten Teil auf den Wechsel von LafargeHolcim zurückzuführen ist). KPMG hat netto CHF 3.5 Mio. und PwC CHF 1.9 Mio. verloren, BDO und die übrigen Revisionsgesellschaften haben insgesamt nur CHF 0.3 Mio. akquiriert. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich (vgl. Abbildung 8).
Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE
Revisionshonorar in CHF Mio.
Ebenfalls zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Revisionshonorar in den meisten Fällen sinkt. So ist von neun Unternehmen, die ihre Revisionsstelle 2017 gewechselt haben, bei acht das Honorar gesunken und nur bei einem unverändert geblieben. Betrachtet man den Zeitraum 2014-2017, so ist bei 22 der 27 SPI-Unternehmen, welche die Revisionsgesellschaft gewechselt haben, das Revisionshonorar gesunken, und zwar im Durchschnitt um 15% (Median -14%). Diese Beobachtung würde die sogenannte „low balling“-These stützen. Der Revisionsstellenwechsel bei LafargeHolcim könnte ein Beispiel für diese These werden. Nach dem Wechsel von EY zu Deloitte ist das Revisionshonorar um 15% von CHF 17 Mio. auf CHF 14.5 Mio. gesunken, wobei noch abzuwarten bleibt, ob sich das Revisoinshonorar in den folgenden Perioden ensprechend der „low balling“-These erhöhen wird. Bei Betrachtung des gesamten Honorars (Revisionshonorar und zusätzliches Honorar) ist dieses um 32% von CHF 21.9 Mio. auf CHF 14.8 Mio. gesunken. Die Veränderung des zusätzlichen Honorars könnte aber, neben dem Revisionsstellenwechsel, auch von der Fusion von Lafarge und Holcim im Jahr 2015 beeinflusst worden sein. Von den 27 Unternehmen, die seit 2014 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sind bei 15 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel gesunken, bei sieben Unternehmen gestiegen und bei fünf Unternehmen gleich geblieben. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann mit dieser Beobachtung alleine nicht daraus geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.
Mandatsdauer
Die durchschnittliche Mandatsdauer im SPI ist mit 16.5 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 16 Jahre), während der Median 13 Jahre betrug (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 29% der untersuchten Unternehmen beträgt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (Vorjahr 26%), vgl. Abbildung 9. Bei SMI-Gesellschaften sind es nicht weniger als 55% der Unternehmen, die mehr als 20 Jahre das gleiche Revisionsunternehmen haben. Im Durchschnitt ist bei diesen Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 20 Jahre (Vorjahr: 19 Jahre) tätig.
Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI
Die längste Mandatsdauer findet sich bei dormakaba, bei der PwC schon seit 111 Jahren die Abschlussprüfung durchführt (vgl. Abbildung 10). Demnach würde ein grosser Teil der SMI-Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der EU, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Eine längere Mandatsdauer bringt sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich – wobei sich auch die Wissenschaft nicht einig ist, welcher Effekt überwiegt: Bei einer längeren Mandatsdauer erwirbt der Prüfer ein profundes Verständnis des Unternehmens und kann sich so zu einem echten Sparring-Partner für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat entwickeln. Eine über längere Zeit erarbeitete Glaubwürdigkeit und eine gute Vertrauensbasis erhöhen zudem oft die Durchsetzungskraft gegenüber dem CFO. Demgegenüber kann genau diese Vertrauensbasis unter Umständen aber auch die Unabhängigkeit des Prüfers beeinträchtigen. Bei einer langen Mandatsdauer kann sich zudem der „Schlendrian“ etwas einschleichen, wohingegen ein neuer Prüfer frischen Wind und eine neue Perspektive mitbringen kann.
Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI
Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken. Dass die Revisionshonorare nach einem Revisionsstellenwechsel durchschnittlich sinken (siehe oben), würde zudem aus Unternehmenssicht für eine externe Rotationspflicht sprechen. Kritiker halten entgegen, dass die Einarbeitungsphase nach dem Revisionsstellenwechsel die Qualität der Abschlussprüfung beeinträchtigt und die Kosten für die den Prüfer wie auch das geprüfte Unternehmen erhöht.
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