In Anbetracht der Entwicklung der Wirtschaftsprüfung und ihrer Geschäftsfelder, sollte eine fortschreitende Digitalisierung keine Gefährdung, sondern vielmehr eine Steigerung ihrer Attraktivität mit sich bringen. Denn in der Weise, wie die Unternehmen sich durch die Digitalisierung dem Wettbewerb um neue Geschäftsmodelle und Effizienzsteigerungen stellen, werden diese Erwartungen auch an die Wirtschaftsprüfung gestellt. Effizienzsteigerungen in der Wirtschaftsprüfung werden mit der direkten Nutzung des Digitalisierungsgrades und dem Einsatz von Big-Data-Analysen verbunden. Die Digitalisierung bedeutet jedoch nicht nur Qualitäts- und Effizienzdruck, sondern auch Chancen auf neue Geschäftsmodelle in der Wirtschaftsprüfung. Neben der Fokussierung auf die reine Rechnungslegung, umfasst die Wirtschaftsprüfung heute auch weitere Aufgaben wie die Prüfung der internen Risikokontrollsysteme und der Compliance-Systeme. Hierdurch ist der Wirtschaftsprüfer in alle Unternehmensprozesse involviert und wird durch die Digitalisierung neu gefordert. Neue Geschäftsmodelle ergeben sich daraus, dass der Wirtschaftsprüfer ein wichtiger Partner der Unternehmen ist, um die Risiken der Digitalisierung zu managen. Da bei der Digitalisierung vor allem Datenverarbeitungsprozesse im Fokus stehen, muss die Qualität und die Sicherheit der Daten gewährt sein. So kann und muss der Wirtschaftsprüfer in der Prozessoptimierung und Massendatenanalyse sowie beim Thema Cyber-Security und Softwaresicherheit einen wichtigen Beitrag leisten. Für den Wirtschaftsprüfer entstehen somit neue Anforderungen, aber auch neue Beratungsfelder durch die Unterstützung der Unternehmen im Digitalisierungsprozess.
Quelle: Kempf, Dieter (2017): «Braucht die Industrie 4.0 einen Wirtschaftsprüfer 4.0?», in: «WPg», Heft 22/2017, Düsseldorf 2017, S. 1299-1302.